Schottland
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Reisetagebuch Kaltennordheim- Schottland und zurück 2004

 

Samstag, der 03.07.2004

Start 9.15 Uhr. Nach dem letzten Tankstop bei Rhönseglerreisen machten wir uns auf die für uns lange Trekkingtour in die Schottischen Highlands.

Fleischermeister Wenzel hatte uns noch ein üppiges Lunchpaket vorbereitet, welches wir noch schnell in Urnshausen abholten.

Unsere Strecke führte uns über Friedewald, A7, Kassel, Dortmund über die Holländische Grenze Arnheim, an Amsterdam vorbei nach Ijmuiden. Von dort aus brachte uns die DFDS Seaways über die Nordsee in 16 Stunden nach Newcastle (1 Stunde Verspätung wegen unruhiger See). Diese unruhige See machte vielen Passagieren zu schaffen, manche schauten ganz tief in die sogenannten Zellofan- Tüten. Meine liebe Gudrun war aus diesem Grund des aufrechten Ganges auch nicht mehr mächtig und nutzte unsere zwar kleine, aber doch nette Kajüte. Nach 13 Stunden Schlaf hatten sich See und Frau komplett erholt und zu meiner Zufriedenheit konnte ich feststellen, dass der Abfalleimer noch unbenutzt war. Während Gudruns seeligem Schlaf nutzte ich die Zeit und besuchte die Bar auf Deck 8 bei Lifemusik und Bier. Beim Kontrollgang gegen 22.30 Uhr in der Kajüte entschloss ich mich auch zu einer Mütze Schlaf. Gegen 2.15 Uhr war ich wieder putzmunter und entschloss mich zu einem kleinen Inspektionsrundgang an Deck. Bei Mondschein und absoluter Ruhe kamen so richtige Urlaubsgefühle auf und an Schlaf war immer noch nicht zu denken. Also machte ich noch weitere 1,5 Stunden die bordeigene Disco unsicher ehe ich dann doch Müdigkeit zuließ. Um 7.00 Uhr wurden wir geweckt mit der Nachricht einer fast einstündigen Verspätung.

 

   

 

 

Sonntag, der 04.07.2004

Wir fuhren von der Fähre auf die linke Straßenseite und das Chaos nahm seinen Lauf. Kreisverkehre, Baustellen, Umleitungen, Ampeln, Straßensperrungen brachten uns bald an den Rand der Verzweiflung. Nach einer Stunde herum Irrens in Newcastle (mit dem Problem standen wir nicht allein da), fanden wir unseren richtigen Weg. Von Newcastle aus verfolgten wir per Auto die Römische Mauer, die sich durch das ganze Land von Ost nach West erstreckt . Über Carlisle ging's nach Glasgow, wo sich das Chaos mit dem Stadtverkehr wiederholte. Aber nach 1mal fragen und dank Gudruns "Englisch- Künsten" waren Strecke und Ziel erkannt. Über die A82 führte uns der Weg direkt in die Schottischen Highlands. Sowohl Begrüßungsschild als auch Highlands faszinierten uns absolut. Natur pur - Seen, Inseln, Hochmoore und vieles mehr! Nach ca. 1,5 Stunden trafen wir in Fort Williams ein und suchten uns auf einem abgelegenen Parkplatz im Tal, Ende der Ortschaft Nevi einen Übernachtungsplatz. Wir mussten uns erst an das schottische Klima gewöhnen. Regen, Wind und Sonnenschein wechselten sich ab und die vielen Mücken, auf die wir nicht gefasst waren, waren der Meinung, sie müssten uns lebendig verspeisen. Kurze Rede, langer Sinn - nach dem Abendbrot legten wir uns ins Zelt und ließen die Moskitonetze runter. Nach diesem doch recht anstrengenden Tag schliefen wir schnell ein. Wind und Platzregen in der Nacht konnten uns nichts anhaben.

 

 

Montag, den 05.07.2004

Beim Aufstehen war ich der Meinung, eine umfangreiche Morgentoilette machen zu müssen. Nachdem ich meine Beine von oben nach unten anschaute, dachte ich zuerst über Nacht ein schwarzes Haarkleid bekommen zu haben. Aber es waren alles Mücken! Kurz entschlossen zog ich alles wieder an und außer vielen kleinen roten Flecken ist nichts geblieben. Nachdem Gudrun aufgestanden war, probierten wir Frühstück zu machen was recht dynamisch ausfiel, denn wir mussten mit unseren Kaffee- und Teetassen auf dem Parkplatz spazieren gehen damit die Mücken nicht schneller waren als wir. Eine Erfahrung daraus war, dass wir unsfortan immer ein windiges Rastplätzchen suchten. Da das Wetter nicht unbedingt vielversprechend war, beschlossen wir diesen Tag nicht mit der Besteigung des "Ben Nevi" zu beginnen sondern ganz einfach mit einer Radtour zum nahegelegenen Zeltplatz und nach Fort Williams. Nach dem Besuch des Campingplatzes suchten wir den Einstieg des Wanderweges auf den höchsten Berg Schottlands, den Ben Nevi mit 1344m. Wir fanden den Einstieg des Wanderweges recht schnell und Gudrun hatte einen glorreichen Gedanken: Ganz einfach die Fahrräder an den Baum festschließen und den Berg besteigen. Ich fiel aus allen Wolken bei soviel Enthusiasmus, aber kaum gesagt, schon getan. Wir waren nicht die Einzigsten, die bei diesem sogenannten Schottland- Wetter den Weg zum Gipfel wagten trotzdem mit Panorama und Aussicht nicht zu rechnen war. Auf dem Weg nach oben stellte sich heraus, dass es doch recht schwierig war, nicht allein wegen der vielen Steine sondern wegen dem ständigen Wetterwechsel. Jacke an, Jacke aus, Regenjacke an, Regenjacke aus usw. Dieses Spielchen betrieben wir fast 7 Stunden, hatten am Gipfel Nebel, ca. 0° und reichlich Wind, was uns die Entscheidung leichter machte nach einer kurzen Brotzeit wieder abzusteigen. Nachdem sich Gudrun beim Aufstieg tapfer geschlagen hatte, musste sie feststellen, dass ihre Knie den Abstieg gar nicht leiden konnten. Mit einem etwas ernsten und teilweise auch verbissenen Gesicht kämpfte sie sich runter bis ins Tal. Ich versprach ihr alles: einen schönen Zeltplatz zu finden, eine Mückenkerze aufzustellen, sie durfte das Mückenspray als Erste ausprobieren und 2 Obstler aus der von zu Hause mitgebrachten Flasche waren selbstverständlich auch noch drin. Nach viel Wind und ohne Regen in gemütlicher Runde an einer Mega- Mückenkerze beschlossen wir unsere müden Glieder in unser Luxus- Dachzelt zu legen.

 

 

Dienstag, den 06.07.2004

Nach unserer gestrigen Extrem- Bergsteigertour und mit unserem heutigen Muskelkater stand heute Autofahren auf dem Programm. Der Loch Ness und das Monster Nessi waren unser Ziel. Wir fuhren von Fort Williams nach Fort Augustus und besuchten auf dem Weg nach Inverness die größte Burg Schottlands Urghart Castle. Diese Strecke führte uns links an dem ca. 50km lang gezogenen See Loch Ness entlang. "Nessi" konnten wir nicht entdecken obwohl wir weiter auf schmalen Land- und Dorfstraßen Richtung Fort Augustus fast den ganzen See umrundeten. Auf diesem Weg fanden wir einen Picknickplatz direkt am See. Da das Monster nicht nach uns schaute,schaute ich nach ihm. Die Kälte ließ mich aber nur wenige Minuten im Wasser verweilen. Um unsere nächste Tour vorzubereiten, mussten wir noch weitere 80 Meilen fahren. Aus diesem Grund sputeten wir uns und fuhren die A87 durch eine wunderschöne Sumpf-, See- und Heidelandschaft in Richtung Dornie. Nachdem wir unseren Zoll bezahlt hatten (ca. 7 Pfund), durften wir über eine riesengroße Brücke als Verbindung vom Festland zur Insel Sky fahren. Auf der Insel fuhren wir westlich an der See entlang durch die Berge bis nach Portree. Dort fanden wir auf einem kleinen Zeltplatz unser Zuhause für 2 Nächte.

 

   

 

 

Mittwoch, den 07.07.2004

Nach einem gemütlichen und umfangreichen Frühstück hatten wir den Plan für den Rad- touristischen Tag fertig. Wir packten die Radtaschen und fuhren gegen 9.30 Uhr los in Richtung Portree. Diese kleine Hafenstadt erkundeten wir erst mal per Rad kreuz und quer . Eine Hafenbesichtigung sowie zahlreiche Geschäftsbummel blieben nicht aus. Letztendlich konnten wir uns aber los reißen und machten uns auf die geplante Route in Richtung Uhig. Dies ist eine kleine Küstenstraße, die die ganze östliche Inselhälfte entlang führt. Das super Sommerwetter was uns schon zum Frühstück begleitet hat, blieb uns den ganzen Tag erhalten. Das Thermometer auf dem Tacho zeigte bei Windstille 30° C. Aber der Wind ließ es gefühlsmäßig anders ausschauen. Jacke und lange bzw. ¾ lange Radler waren trotz alledem angesagt. Der Sonnenschein stimmte uns auf unserer Tour recht positiv aber der Wind, der uns die ersten 40 Kilometer permanent entgegenkam, war unwahrscheinlich belastend. Außerdem hatte Gudrun nach 15 km den 1. Plattfuß und dann passierte uns auch noch das 2. Missgeschick: vor lauter englischen Wegweisern verpassten wir den Abzweig nach Staffin. Die Abkürzung sollte eigentlich die Runde verkürzen, weil Wind und Höhenprofil uns tüchtig zu schaffen machten. Nun mussten wir aber die volle Runde fahren, was den Vorteil hatte am Sky- Museum vorbeizukommen und den Nachteil, dass es eine ausgewachsene Männerrunde wurde. Meine Frau schlug sich sehr tapfer. Es gab auf dieser Tour unwahrscheinlich viele Naturschönheiten zu sehen, was wir mit Dias belegen können. Nachdem wir zum 5. Mal den letzten Berg hochgefahren waren, kamen wir endlich auf unserem Zeltplatz an. Die Streckenlänge betrug 83,7 km, Höhenmeter ca. 1200, Durchschnittsgeschwindigkeit 16 km/h, effektive Fahrzeit 5h,07. Auf dem Zeltplatz empfing uns ein flatterndes Vorzelt, was sich tapfer den ganzen Tag an der Stange gehalten hat. Andere Camper waren gerade dabei, ihre Überreste der Zelte abzubauen. Nach einem verdienten Abendbrot und einer Dusche fielen wir todmüde ins Bett.

Donnerstag, den 08.07.2004

Nach langem Ausschlafen und einem Frühstück bei praller Morgensonne packten wir unsere 7 Sachen und machten uns fertig zur Weiterreise. Zuerst steuerten wir Portree an, kauften dort einige Souvenirs und erledigten unsere Urlaubsgrüße, tranken noch einen Kaffee bei Sonnenschein auf dem Marktplatz und fuhren dann in Richtung A87 über die große Brücke wieder aufs Festland. Da das Wetter sehr gut war, die Sonne schien und da wir uns keine wesentlichen Ziele setzten, fuhren wir ganz einfach Richtung Ullapool. Wir nahmen nicht den direkten Weg sondern fuhren auf schmalen Nebenstraßen über die Berge, die Täler und Moorlandschaften wieder Richtung Westküste. Auf diesem Weg war abzusehen, dass Richtung Inland das Wetter immer schlechter wurde, also wechselten wir kurzerhand die Fahrtrichtung und fuhren gen Norden, wo das Wetter besser schien. Auf diesem Weg besuchten wir die Victoria- Wasserfälle und kümmerten uns um einen schönen Übernachtungsplatz. Da wir nun schon langsam Übung haben als alte Schwarzcamper, bogen wir ganz einfach an entsprechender Stelle von der eh schon schmalen Straße ab, fuhren an einem faszinierenden Küstenabschnitt entlang bis zum Endpunkt, dem sogenannten Red Point. Der Name Red Point - Roter Punkt steht für eine fantastische Bucht mit rotem Sand. An dieser Stelle fanden wir unser Nachtlager, direkt am Meer bei Abendsonne, Lagerfeuer und gegrillten Würstchen mit Blick aufs Meer (The Minch), auf die äußeren Hybriden. Gegen 22.30 Uhr Ortszeit machten wir noch einen Spaziergang bei untergehender Sonne und legten uns dann zufrieden in unser Luxus- Dachzelt.

 

   

 

 

Freitag, den 09.07.2004

Nachdem ich um 7.00 Uhr ausgeschlafen hatte, ließ mich der Gedanke nicht los, wie wir unsere Trinkflaschen von innen reinigen können. Ich musste unbedingt ein "Trinkflaschenreinigungsgerät" schnitzen. Ein von uns mitgebrachtes Stück Lagerfeuerholz diente mir als Grundkörper und nach ca. 1,5 Stunden waren sowohl Frühstück als auch Reinigungsgerät fertig. Nach einem ausgiebigen Frühstück bei Sonnenschein machten wir einen ca. 10 km langen Spaziergang mit Sonnenbad in einer herrlichen Sandbucht. Unser Mittagessen - - Beutelsuppe von vauDe - war flott zubereitet so dass auch noch ein ausgiebiges Mittagsschläfchen heraussprang. Aber auch der schönste Mittagschlaf hat mal ein Ende, denn wir wollten noch mit dem Auto Richtung Norden in die Stadt Ullapool. Da dieser Tag für unsere Urlaubsreise Halbzeit bedeutete, luden wir uns gegenseitig zum Abendessen ein. Der Fischerort Ullapool, der heute noch einer der wichtigsten Fischereihäfen Großbritanniens ist, lud uns selbstverständlich durch die vielen Fischrestaurants zum Fischessen ein. In einer Seitenstraße am Hafen fanden wir ein nettes Lokal. Dort bestellten wir mit Hilfe von Gudruns Englischkenntnissen Vorspeise (Haggis) - Schottische Spezialität, Hauptgericht selbstverständlich Fisch mit Chips und gedünstetem Gemüse. Zum Dessert bestellte sich Gudrun ein großes Stück Kuchen mit Sahne und belgischer Creme - das ist Urlaub!

 

Samstag, der 10.07.2004

Da es nicht so kalt war, schliefen wir bei offener Tür (nur mit Gazefenster). Als ich wie immer als Erster die Augen aufschlug, konnte ich meinen Augen kaum trauen, tausende Mücken saßen an unserem Gazefenster. Sie warteten nur darauf, dass wir heraus kamen. Ich machte ganz schnell meine Augen wieder zu und wollte nichts mehr davon wissen. Nachdem ich noch mal eingeschlafen war, wachte ich mit Gudrun gemeinsam auf. Wir arbeiteten einen Fluchtplan aus, der hieß: Alles anziehen was im Zelt lag, so schnell wie möglich abbauen und fluchtartig den Platz verlassen. Wie geplant, so getan, Erlebnis war groß, Mücken überall, in den Augen, in den Ohren, in der Nase, überall!!! Da das Abbauen doch ein paar Minuten brauchte, hatten wir natürlich etwas zu leiden. Trotz alledem suchten wir uns dann ein mückenfreies Plätzchen im Wind, um unsere Morgentoilette und unser Frühstück nachzuholen. Von dort aus starteten wir auch gleich unsere geplante Fahrradtour entlang der Nebenstraßen von Clashmore nach Culkein zum Point of Stoer. Das ist ein wunderschön gelegener und erhaltener Leuchtturm an der Steilküste. Was noch zu erwähnen wäre, beim Start unserer Radtour schwang ich mich auf meinen Sattel, der aber leider bis nach unten in das Sattelrohr rutschte. Ursache - meine Sattelklemmschraube war abgebrochen. Was tun, es war einfach keine passende im Werkzeug- und Ersatzteillager zu finden. Nun war guter Rat teuer! Nach langem Überlegen richteten sich meine Blicke zufälligerweise auf den Ständer meines Reiserades, wo einfach so 3 von den Schrauben befestigt waren, die genau passten! Davon nahm ich eine und der Schaden war behoben. Nach einem ausgiebigen Mittagessen aus unserer Bordküche führte uns der Weg zum nördlichsten Ende der Highlands. In der Ortschaft Durness angekommen, fanden wir einen kleinen Töpferladen mit handgearbeiteten Töpfereien. Dort kauften wir uns als Erinnerung zwei wunderschöne Teetassen. Wir fuhren weiter entlang dieser Straße bis zum Ende, wo eine sehr große wunderschöne Sandbucht mit riesenhohen Dünen zum Baden einlud. Nachdem wir zum Strand runter gelaufen waren und die Temperatur des glasklaren Wassers fühlten, haben wir es ganz einfach bei einem Spaziergang belassen. Die nächste Aufgabe, die sich uns stellte, war einen Schlafplatz zu finden - und zwar ohne Mücken. Entlang der Küste auf einem Feldweg stießen wir auf ein offenes Tor, was zu einem Golfplatz der Hochebene führte. Aus Neugierde fuhren wir den Weg weiter, der durch das wunderschöne Golfgelände führte bis ans andere Ende an einem See, der nach unserem Ermessen nicht mehr zu diesem Golfplatz gehörte. Mit doch etwas gemischten Gefühlen bauten wir unser Campinglager auf und tranken in aller Ruhe Tee aus unseren neu erworbenen handgearbeiteten Teetassen. Es war schon spät am Abend, aber wie konnte es anders sein, kam ein älterer Herr mit Golfausrüstung und Hund und ging seiner Leidenschaft des Golf Spielens nach. Dies konnten wir aus der Ferne beobachten. Es dauerte nicht lange, hatte er auch uns gesehen. Mit langem Wanderschritt , abgehetzt, fix und fertig mit Schweißperlen auf der Stirn und aufgeregt kam er bei uns an. Sein Englisch war nicht schön, aber laut. Trotzdem wir ihn nicht verstanden, ahnten wir, dass er versuchte uns klar zu machen, zelten wäre hier verboten. Daraufhin tranken wir in Ruhe unseren Tee fertig und suchten uns ein neues Plätzchen ganz in der Nähe aber außerhalb des Golfplatzes.

 

 

Sonntag, der 11.07.2004

Oberhalb einer Steilküste mit Sandstrand und Blick auf den Atlantischen Ozean wachten wir am heutigen Morgen auf. Das Wetter war gut, für Schottland fast zu gut. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir eine Wanderung entlang der Steilküste und kletterten über die Klippen herunter zum Strand. Am Strand angekommen, stellten wir fest, dass es einen viel einfacheren Weg herunter gab. Nun machten wir einen Spaziergang am Strand entlang und weil sich die Sonne etwas zeigte, beschlossen wir trotz der 13°C noch baden zu gehen. Zum Aut nahmen wir den leichteren Weg, um unsere Sachen vom Auto zu holen. Auf dem Parkplatz baute ein Fischhändler gerade seinen Stand auf. Mit unseren Badesachen und Campingstühlen bewaffnet spazierten wir zu dem wunderschönen Sandstrand. In einer Bucht zwischen zwei Klippen sitzend beobachteten wir das Meer, wie es durch die steigende Flut immer mehr auf uns zukam. Die Sonne war weg, der Himmel bedeckt, trotzdem musste ich baden gehen. Wegen der steigenden Flut schwante mir, dass das Vergnügen nicht von Dauer sein würde.Ich stürzte ich mich in die Fluten des Atlantischen Ozeans, auch wenn das kalte Wasser noch so weh tat, spielte mit den Wellen und gewöhnte mich an die Temperaturen, entschloss mich aber rechtzeitig aus dem Wasser zu gehen.Meine Gudrun wartete schon auf mich mit einem Handtuch und rasch abgetrocknet saßen wir noch einige Zeit an diesem schönen Strand. Auf dem Parkplatz kamen wir nicht am Fischwagen vorbei. Wir gönnten uns etwas Besonderes!! Und zwar ein Hummer- Sandwich, vor unseren Augen frisch zubereitet (Hummer ausgenommen und klein geschnitten), der Hummer war sogar noch warm. Es war wirklich ein Gaumenschmaus! Das" lovely Sandwich" war nicht billig - 7 Pfund. Danach vwersuchten wir zum dritten mal einen Besuch des Leuchtturms Cap Wrath. Der nördlichste Zipfel Schottlands war leider nur mit einer Fähre zu erreichen, die jedoch erst wieder in 2 Stunden fuhr wegen Niedrigwasser durch Ebbe. Dies dauerte uns aber zu lang, deswegen beschlossen wir uns nun endgültig diesen Punkt aus unserer Planung zu streichen. Anstatt dessen fuhren wir noch ca. 50km an der wunderschönen Atlantikküste entlang, bevor wir uns über schmale Single track routes durch die nördlichen Highlands nun wieder gen Süden bewegten. Die Straßen wurden wieder breiter, dann 2-spurig und dann auch wieder 4-spurig - wir waren wieder in der Zivilisation angekommen. Unser letztes Ziel am heutigen Tag war der Einstiegsort zum legendären Whisky- Trail, Greantown-On-Spey. In diesem Ort fanden wir einen Zeltplatz und wollten uns nur Unterlagen besorgen für den Whisky- Trail. Aber die Dame an der Rezeption war so nett, dass wir gleich hier blieben, was uns auch nicht ungelegen kam, denn nach mehreren wilden Hochland- Übernachtungen freut man sich auch wieder über eine warme Dusche. Wir mussten feststellen, dies war ein Luxus- Zeltplatz, sogar auf Toilette und in den Duschen hatten wir Musik. Von den anderen Luxus- Dingen ganz zu schweigen. Nach 1 Flasche Wein und der Routenplanung für den nächsten Tag legten wir uns in unser Luxus- Dachzelt.

 

   

 

 

Montag, der 12.07.2004

Gegen 7.30 Uhr wachte ich auf, machte mein Hörgerät rein und traute meinen Ohren nicht, es regnete. Nach einem Blick aus unserem Zelt war mir alles klar, Schottland life! Gudrun schaute mich ganz verdutzt an.Wir stellten uns die Frage was nun aus unserer Malt- Whisky- Trail- Radtour wird. Nach ausgiebigem Frühstück im Vorzelt entschlossen wir uns, unsere Regenjacken anzuziehen und das geplante Unternehmen durchzuziehen. Die Strecke führte uns von unserem Zeltplatz in Grantown on Spey über Nebenstraßen zu unserem Besuch der 1. Destilerri Cardu. Wir machten keine Führung mit, waren aber begeistert über das Ambiente im Verkaufsraum. Wir entschlossen uns bei jedem Besuch einer Destillerie ein Whisky Glas zu kaufen, um später mal eine Erinnerung an den "Malt Whisky Trail" zu haben. Nach einer knappen halben Stunde Besuchszeit machten wir uns wieder auf den Weg, der Regen ließ nach und die Straßen waren fast wieder trocken. Unser nächstes Ziel war eine etwas kleinere Destille mit dem Namen Glenfarclas. Eine nette Dame hinter dem Tresen sprach uns an, wo wir her kämen und bot uns ein Glas 10 Jahre alten Whisky zum Probieren an. Er schmeckte hervorragend und erhitzte auch gleich die Gemüter. Nach kurzer Pause in einem mit Holz verzierten Saal, machten wir uns wieder auf den Weg zu der 3. Destille The Glenliver. Dies war eine Größere, wo die Leute mit Bussen hingefahren werden, was uns nicht so gut gefiel.Nachdem wir uns umgeschaut hatten, setzten wir uns draußen auf eine Bank und machten erst mal Brotzeit. Wir mussten mit Erschrecken feststellen, dass wir schon 50km gefahren sind und noch etliche Kilometer vor uns hatten.. Daher machten wir uns gleich auf den Weg und versuchten, unsere Kräfte gut einzuteilen, da die Berge und der Wind das Nötige dazu taten, um uns nicht so einfach vorwärts kommen zu lassen. Es ging wieder einmal die Landstraße entlang, bis wir rechts abbiegen mussten auf eine Hauptroute, welche leider direkt ins Hochland führte. Die extremen Steigungen und der Gegenwind wollten uns die letzten 20km nicht mehr los lassen. Aber wir bauten uns gegenseitig auf und kämpften uns tapfer durch. Nach lang ersehnter Ankunft auf unserem Zeltplatz zeigte uns der Tacho 92,17km, 1140 Höhenmeter, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 16,1kmh bei effektiver Fahrtzeit 5h43min, einer Tagestieftemperatur von 6°C und einer Tageshöchsttemperatur von 11°C. Nach diesen Strapazen nahmen wir gern den Luxus einer warmen Dusche in Anspruch. Nach einem zünftigen Abendbrot nahmen wir noch einen Schluck aus unseren neu erworbenen Gläsern und fielen todmüde ins Bett.

 

 

Dienstag, der 13.07.2004

Am heutigen Morgen haben wir es ganz ruhig angehen lassen.Es war zwar trocken aber extrem windig . Aus diesem Grund änderten wir unseren Tagesplan und beschlossen kein Rad zu fahren sondern mit dem Auto in die bekannte Destille Glenfiddich, um eine Führung mitzumachen. Gegen Mittag trafen wir dort ein und wurden deutschsprachig im Schottenrock empfangen. Wir waren begeistert! Die Führung war auch in deutsch, das Interessante daran war, das der Produktionsprozess immer noch wie vor 100 Jahren abläuft. Die Maische lagert in riesigen Holzfässern aus Ducklastannenholz, die Destilleriegeräte sind nach wie vor aus klassischen Kupferbehältern und der Whisky lagert wie vor 100 Jahren in alten Eichenholzfässern zwischen 12 und 105 Jahren. Die Lagerzeit beträgt 12, 15, 18, 21 Jahre und ganz edle Tropfen dann über 100 Jahre. Die Verkostung in deutscher Runde brachte auch gleich Gesprächsstoff aus der Jack Daniels Destillerie in Tennessee auf. Recht beeindruckend verließen wir die Glenfiddich Destille und entschlossen uns die zwei anderen Destillen nicht mehr anzufahren sondern die Zeit zu nutzen, um durchs restliche Hochland Richtung Süden in Richtung Newcastle zu fahren. Diese Entscheidung war goldrichtig, denn um Edingburgh herum war Stau angesagt. Wir fuhren Richtung Nordseeküste und dann so nahe wie möglich an die Küste heran, machten dort einen Spaziergang am Strand entlang, der bei weitem nicht so schön war wie der in den Highlands. Dann suchten wir uns ein Schlafplätzchen am Rande einer Kiefernschonung, stellten unsere Mückenkerze auf und tranken selbstverständlich ein Gläschen Glenfiddich.

 

 

Mittwoch, der 14.07.2004

Der letzte Tag auf der Insel hat für uns angefangen, selbstverständlich wie jeder andere Morgen, mit einem vernünftigen Frühstück. Und diesmal gab es etwas Besonderes. Ein richtiges Stück Eisbein für mich. Gudrun fand durch intensive Suche noch ein Döschen Nutella. Es war ein sehr windiger Tag, aber mit unserer neu erworbenen Pergola war es kein Problem. Ein bisschen traurig sind wir schon darüber, dass unsere kleine Abenteuerreise fast zu Ende ist. Es hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht, war recht abwechslungsreich und naturverbunden. Aber so ein klein wenig drückt uns auch die Neugierde, was nun zu Hause alles gerade oder auch schief gelaufen ist. Nachdem wir unsere Campingsausrüstung zum letzten Mal verstaut hatten, machten wir uns über ein paar Wald- und Wiesenwege wieder auf unsere Hauptstrecke in Richtung Newcastle. Gegen 17.30 Uhr wird dort unsere Fähre wieder ablegen. Mit dem englischen Verkehrschaos haben wir uns ja nun angefreundet und es ging an der Ostküste entlang auf der A1 mit einem recht zivilisierten Tempo von 80 - 110kmh problemlos vorwärts. In Newcastle angekommen, bereitete es uns auch keine Problem mehr, von Kreisverkehr zu Kreisverkehr im Chaos zum Hafen zu fahren. 2 Stunden vor dem Einchecken waren wir vor Ort. Diese Zeit nutzten wir, nahmen unsere Bike-s und fuhren zu einer großen Einkaufspassage ganz in der Nähe des Hafens. Dort gaben wir unsere letzten Pfund aus. Bei herrlichem Sonnenschein setzten wir uns zu Burger King und tranken eine letzte Tasse Kaffee und Coca auf englischem Boden. Dann fuhren wir mit unserem Landy direkt in den Bauch der großen Fähre und suchten wie bei der Hinfahrt unsere Kajüte auf. Bei herrlichem Sonnenschein lagen wir auf Deck und ließen die schönsten Stunden unseres Urlaubs noch mal gedanklich an uns vorbei ziehen. Wir stellten fest, es war der längste zusammenhängende Urlaub von uns beiden, aber trotzdem zu kurz! Bei einem gemütlichen Abendbrot auf Deck genossen wir die untergehende Sonne. Danach gingen wir in die Bar zu Lifemusik und schwangen das Tanzbein bis in die frühen Morgenstunden bei ruhiger See.ins

 

   

 

 

Donnerstag, der 15.07.2004

Gegen 8.00 Uhr am Morgen trudelten wir mit unserer Fähre DFDS Seaways wohlbehalten auf dem Festland in Ijmuiden wieder ein. Als erstes fuhren wir eine Tankstelle an, um unseren Landy endlich mal wieder mit halbwegs vernünftigen Dieselpreisen zu betanken. Nach diesem kurzen Tankstop begaben wir uns auf die holländische Autobahn Richtung Heimat. Bei ruhigem Verkehr mit entsprechenden Geschwindigkeitsbegrenzungen fuhren wir Richtung Deutschland.Auf Deutschlands Autobahnen angekommen, entbrannte sofort die Raserei und die Hektik der anderen Autofahrer. Wir stellten fest, dass wir wieder life in Deutschland waren. Keine gegenseitige Rücksichtnahme, keine Zuvorkommendheit, nichts Nettes, nichts Freundliches, Hupereien und gegenseitiges Finger zeigen waren wieder an der Tagesordnung, ganz ungewohnt für uns! Zu alledem hat es auch noch angefangen zu regnen. Mit den Gedanken an zu Hause fuhren wir die Piste entlang und überholten unter anderem auch einen Motorradfahrer, der trotz des strömenden Regens rüber schaute und freundlich grüßte. Es war ein Biker aus der englischen Motorradgruppe, den wir auf der Fähre kennen gelernt haben.

Ohne weiteren Vorkommnisse checkten wir gegen 16.00 Uhr in Kaltennordheim, August- Bebel- Straße 23 wieder ein.

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